Neustart zum 23.05.2020: Wir sind wieder online und überarbeiten die Inhalte!
Artikel 2 Absatz 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland garantiert jedermann die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsgemäße Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
Das Leitbild des sich nach seinen individuellen Neigungen und Fähigkeiten frei entwickelnden Menschen war die Antwort der Väter unserer Verfassung auf die Gleichschaltung aller Lebensbereiche durch den Nationalsozialismus.
Ethik ist:
Die Art und Weise, wie man sein Leben lebt,
auf der Suche nach dem Glück, nach frei bestimmten,
sich selbst gestellten Regeln.
Diese Freiheit zu garantieren, im Inneren, wie nach Außen, ist seit jeher vornehmliche Aufgabe des Staates und seiner Organe. Folgerichtig formulierte schon Moltke in seiner Rede vor dem Reichstag am 11. Januar 1887:
"Die Armee ist die vornehmste Institution in jedem Lande, denn sie allein ermöglicht das Bestehen aller übrigen Einrichtungen!"
Mit dem Bundesverfassungsgericht nimmt die Bundeswehr in Deutschland den vordersten Platz im Vertrauen der Bevölkerung ein. Die "Armee der Einheit" garantiert mit ihren Bündnispartnern überall auf der Welt den Frieden und ihre militärischen Fähigkeiten erfahren allerorten höchste Anerkennung.
Doch wie sieht es mit dem Selbstverständnis des Soldaten und insbesondere des Offiziers in einer Zeit aus, in der die Verteidigung des eigenen Landes und seiner Bevölkerung nicht mehr im Vordergrund steht? In der viele zweifeln, ob der militärische Auftrag vom Wortlaut der Eidesformel, "das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen" noch gedeckt ist.
Es erscheint paradox, dass die Bundesrepublik ihren Soldaten zumutet, unter größten Gefahren Freiheit und Demokratie in fernen Krisengebieten mit militärischer Gewalt zu erzwingen, während zuhause tiefster Friede herrscht und schon die Verwendung der Worte Krieg und Gewalt als politisch nicht korrekt angesehen wird.
Doch gerade dieses Paradoxon verlangt eine tiefere Beschäftigung mit dem Selbstverständnis des Offiziers, der aufgrund seiner besonderen Stellung in den Streitkräften gefordert ist und prägen muß, wenn die Bundeswehr die ständig wachsenden Anforderungen bestehen will!
Nachfolgende Seiten sollen zum Nachdenken anregen, über das richtige Selbstverständnis - das "Berufsbild" des Offiziers. Jeder muss seinen eigenen Schwerpunkt, seinen eigenen Weg finden - und dann überzeugt sein, das Richtige zu tun.
Für den Soldaten ist ein gesetzlicher Pflichtenkreis als Basis vorgeschrieben - der Offizier fängt dort erst an! Mit Seneca: Nicht, wer auf Befehl etwas tut, ist unglücklich, sondern wer es gegen seinen Willen tut. Was voraussetzt, dass man einen eigenen Willen hat...