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"Der ziellose Mensch erleidet sein Schicksal, der zielbewusste gestaltet es." (Kant)
Als Offizier ist es die ureigenste Aufgabe, mit Kräften einen von einer übergeordneten Führung und/oder auch einen selbst gesteckten Zielzustand zu erreichen.
Dazu ist es notwendig, zunächst die Aufgabe zu verstehen, sie in den Gesamtkontext einzuordnen und daraus konkrete Zielvorgaben abzuleiten.
Die hierarchische Gliederung der Streitkräfte weist dem Offizier den Platz an der Spitze der Pyramide zu.
Offiziere werden Kraft Gesetzes mit der Macht ausgestattet, praktisch jederzeit und überall Menschen zu führen, ganze Truppenteile mit Bergen an Material.
Auch wenn der erste Blick des Soldaten oft zuerst auf die Schulterklappen geht:
Sterne alleine werden nicht reichen!
Der Unteroffizierberuf ist ein praxis- und anwendungsorientierter Führungsberuf.
Er baut auf einem qualifizierten Berufsabschluß oder vergleichbarem Bildungsstand auf.
Der Unteroffizier wird immer wieder vor neue berufliche Herausforderungen gestellt, die eine ständige Bereitschaft zu Fortbildung notwendig machen.
Gutes Benehmen, ein gepflegtes Äußeres, sicheres Auftreten in förmlicher Umgebung - einst Paradedisziplinen deutscher Offiziere.
Und heute?
Kaum eine Tendenz hat die innere Struktur der Streitkräfte so nachhaltig negativ beeinflußt, wie die Neigung, das Handwerk des Soldaten nach "politisch korrekten" Prämissen zu bewerten.Selbstverständlich gilt das Primat der Politik, also die zivile Befehls- und Kommandogewalt sowie die parlamentarische Kontrolle über die Streitkräfte uneingeschränkt.
Der Dreiklang "Führer, Ausbilder, Erzieher" beschreibt die Kernfunktionen eines jeden Vorgesetzten, der natürlich aber auch immer zugleich Kamerad und Untergebener ist. Der Werdegang des Offiziers, der zwar zum Zugführer seiner Waffengattung ausgebildet wurde, führt zwangsläufig in seinem Tätigkeitsbild immer weiter weg von der Arbeit mit dem
einzelnen Soldaten hin zur Organisation von Teileinheit und Einheit bis hin zum Verband.
Die Diskussion um den Offizier mit akademischer Bildung erscheint paradox:
Die Laufbahn der Offiziere ist an die des gehobenen Dienstes der Bundesbeamten angelehnt, welche regelmäßig das Ablegen einer Staatsprüfung an einer Fachhochschule voraussetzt.
Erziehung, also die Vermittlung von Werten, ist seit jeher das Königsrecht und nach der Führung die wichtigste Aufgabe des Offiziers!
Der Gesetzgeber hat in der Wehrdisziplinarordnung (WDO) festgeschrieben, dass die Disziplinarbefugnis, also die Durchsetzung der durch die soldatischen Pflichten als Tugendkanon gesetzte Werteordnung, nur durch Offiziere bzw. durch den BMVg ausgeübt werden darf.
Auf die Frage, "warum willst Du Karriere machen?", würde heute die Mehrheit der Befragten sicherlich antworten: "um mehr Geld zu verdienen!". Vielleicht bekäme man auch hin und wieder ein verzagtes "ich will mehr Verantwortung übernehmen und mehr Gestaltungsspielraum haben" zu hören.
Selbst ein Politiker, dessen ganzes Streben der Übernahme der "Regierungsgewalt" gilt, würde nicht zugeben, dass er schlicht und einfach "Macht" erstrebt.
Der ehemalige Generalstabschef der Schweizer Armee Korpskommandant Jörg Zumstein hat die Führung definiert als "jener schöpferische Akt, der Menschen, technische Mittel und Verfahren einer einheitlichen Zielsetzung unterordnet und in Raum und Zeit koordiniert zur Wirkung bringt, bis der angestrebte Effekt erreicht wird".