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Auf die Frage, "warum willst Du Karriere machen?", würde heute die Mehrheit der Befragten sicherlich antworten: "um mehr Geld zu verdienen!". Vielleicht bekäme man auch hin und wieder ein verzagtes "ich will mehr Verantwortung übernehmen und mehr Gestaltungsspielraum haben" zu hören.
Selbst ein Politiker, dessen ganzes Streben der Übernahme der "Regierungsgewalt" gilt, würde nicht zugeben, dass er schlicht und einfach "Macht" erstrebt.
General De Maiziére
Keinem Menschen komme es zu zu befehlen,
wenn er nicht denen überlegen ist, denen er befiehlt.
Michel de Montaigne
Wie so viele andere Begriffe staatlichen Handelns ist das Wort "Macht" im öffentlichen Sprachgebrauch zwischenzeitlich negativ belegt.
Offensichtlich scheint der hierarchielose Staat ein politisches Ziel zu sein:
In den Ämtern verschwinden die Amtsbezeichnungen von Türschildern, in einigen Ländern tragen Polizeibeamte keine Rangabzeichen mehr und auf Behördenschreiben findet sich allenfalls noch die Funktionsbezeichnung "Bearbeiter".
Welch´ ein gelungenes Täuschungsmanöver, das dem Bürger vorgaukelt, der Staat würde sein Regelwerk nicht "mit Macht" durchsetzen!
Macht, also die Fähigkeit, anderen Menschen seinen Willen aufzuzwingen, braucht keine äußeren Erkennungszeichen. Sie wird geboren aus dem Naturell des Menschen, der sich automatisch in der Gruppe in eine Hierarchie einfügt.
Führung ist im privaten wie öffentlichen Bereich allgegenwärtig!
Und wem gefällt es nicht, Macht über andere zu haben?
Zugegeben: Macht um ihrer selbst Willen ist unethisch!
Die Einschränkung der freien Entfaltung der Persönlichkeit eines Menschen bedarf in einem freiheitlich demokratischen Rechtstaat stets einer Rechtfertigung.
Die Legitimation der formalen Machtbefugnisse in der Bundeswehr ergibt sich aus Grundgesetz, Soldatengesetz und Vorgesetztenverordnung.
Dort findet sich auch der Grundsatz, dass jeder Vorgesetzte für seine Entscheidungen die alleinige, unteilbare Verantwortung trägt.
Und diese Pflichtenlast trägt schwer.
Und doch muss es das natürliche Streben eines jeden Menschen sein, den Platz in der Hierarchie zu erreichen, an dem er seine Persönlichkeit und seine Fähigkeiten am besten verwirklichen und ausleben kann.
Die Laufbahn der Offiziere endet erst mit dem Dienstgrad General.
Und grundsätzlich steht jedem Leutnant der Weg an die Spitze offen.
Doch ist dies ein erstrebenswertes Ziel?
"Jeder an den ihm bestimmten Platz" ist eine wichtige Forderung der Gesellschaft!
Wir alle wollen von den Besten geführt werden.
Deshalb dürfen sich die Fähigsten auch nicht verweigern, die Last der Verantwortung zu tragen.
Im Kleinen beschreibt dies das Bild des "Informellen Führers":
In jeder Gruppe wird schlußendlich einer gedrängt, die Führungsrolle zu übernehmen, wenn entweder kein Entscheider da ist oder man dem formellen Führer das Gelingen nicht zutraut.
Der informelle Führer entsteht durch pures Vertrauen - aus dem Bauch heraus!
Er führt, weil er Willens ist, Entscheidungen zu treffen; weil er einfach eine Führernatur ist.
Macht über Menschen hat, wer ihr Herz gewinnt!
Offizier sein heißt, in jeder Situation das Vertrauen seiner Männer haben!
Und das bedingt stets: das Bewußtsein und den Willen zur Führung, deren Synonym die Macht ist....
General v. Kirchbach