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Aussehen und Verhalten eines Soldaten gehören zu den am meisten diskutierten Themen der jüngeren Bundeswehr.
Die Frage, wie denn ein "guter" Soldat aussieht, ist kaum noch eindeutig zu beantworten.
Sinn und Zweck einer einheitlichen Anzugsordnung werden durch das bunte Erscheinungsbild unserer Truppenteile im Einsatz mit Recht in Frage gestellt.
Fast hilflos erscheinen die häufig vergeblichen Versuche nach einem würdigen Zeremoniell für militärische Appelle und eigentlich ein Witz ist die Unfähigkeit der Bundeswehr, den Soldaten selbst nach fast 50 Jahren endlich eine zeitgemäße Uniform für repräsentative Zwecke zu geben.
Zu tief sitzt offensichtlich noch die Unsicherheit der Bundeswehrführung, die Streitkräfte sichtbar in der Öffentlichkeit darzustellen.
Der stete Drang nach Lockerheit, den z.B. die Luftwaffe im fast schon zelebrierten Verzicht des Tragens der Kopfbedeckung sicher bald in die Streitkräftebasis getragen haben wird, schreitet voran.
Und fast schon sprichwörtlich ist das Unbehagen der Universitäten der Bundeswehr gegenüber jeglichem militärischen Zeremoniell - eine Tatsache, die nachhaltig zur Verunsicherung vieler junger Offiziere beiträgt.
Die Pflege von Symbolen und Zeremoniell der Bundeswehr liegt in der Verantwortung der militärischen und politischen Führung - schließlich sind diese das primäre Mittel staatlicher Repräsentation!
Doch wie steht es mit dem militärischen Gruß?
Entstanden als formale Achtungserweisung gegenüber Ranghöheren ist der militärische Gruß seit jeher Anlaß von Diskussionen, die sich schließlich auch in ministeriellen Weisungen niedergeschlagen hat (ZDV 10/8).
Kaum auf Widerspruch stoßen wird, daß dem Offizier ein militärischer Gruß "zusteht".
Vielmehr verwundert, daß oft aus den Reihen der Vorgesetzten die Forderung erhoben wird, man möge die Grußpflicht beseitigen, da das Erwidern des Grußes doch recht lästig sei.
Fast vergessen scheint es, daß die primäre Bedeutung des Grußes gerade für den Offizier stets und zuvorderst in einer Ehrenbezeigung für das Gegenüber liegt.
Schon deshalb verbietet sich für einen Offizier die Frage nach der Grußpflicht.
Der militärische Gruß ist schließlich seine Visitenkarte und bezeugt seine Höflichkeit.
Es wäre geradezu unwürdig, diese von ihm erst einfordern oder für ihn mit einem Regelwerk versehen zu wollen.
Und geradezu unausrottbar und dennoch im Kern unhöflich ist das angebliche Postulat, Zivilisten nicht militärisch grüßen zu dürfen.
Der militärische Gruß ist doch gerade das Privileg des Soldaten, sein Gegenüber mit einer militärischen Form ansprechen zu können.
Den Gruß als wirkliche Ehrenbezeigung zu verstehen und ihn auch als solchen zu gebrauchen - nicht als Reflex nach dem geschulten Blick auf die Schulterklappe des Vorgesetzten, sondern als Ausdruck des eigenen soldatischen Selbstverständnisses, macht ihn zum Ausdrucksmittel der persönlichen Höflichkeit.
Ausführliche Anmerkungen zur Geschichte des militärischen Grußes als Ehrenbezeigung siehe:
Hans-Peter Stein, Symbole und Zeremoniell, MGFA (Hrsg), 1992 Seite 192 ff.
Eine bemerkenswerte Darstellung der "Etikette" der Ehrenbezeigung im Österreichischen Bundesheer:
Dr. Peter Diem, Wien 2001, http://www.peter-diem.at/etikette.htmDie Farben Rot-Weiß-Rot sind das traditionsreiche Symbol Österreichs und als solches sichtbarer Ausdruck der Liebe zum Vaterland. |
Ehrerbietung ohne Einhaltung der Form wird zur Kriecherei;
Vorsicht ohne Einhaltung der Form wird zur Ängstlichkeit:
Mut ohne Einhaltung der Form wird zur Auflehnung;
Aufrichtigkeit ohne Einhaltung der Form wird zur Grobheit.
Konfuzius